7.8.2014

Vaterliebe?

Erst vor ca. 1,5 Monaten konnte meine Seele die Verleugnung der Tatsache, dass ich von meinem Vater missbraucht und seelisch gefoltert wurde, aufgeben. Bis dahin behauptete ich immer, dass mein Vater mich sehr geliebt hat und mein Sonnenschein gewesen ist. Nun das Ganze sah so aus, dass ich bis zu meinem 13. oder 14. Lebensjahr bei ihm schlief. Meine Mutter war sehr gewalttätig, feindselig und gefühlskalt. Sobald ich sie berührte, wurde sie aggressiv, beschimpfte oder schlug mich. Sie beklagte sich immer, dass ich eine Last für sie sei. Nun musste ich mir irgendwo mir die Zuneigung holen. Mein Vater war mir zugetan - dachte ich jedenfalls bisher. Ich war sein Kuscheltier und stand immer zur Verfügung. Er stand mir jedenfalls nie zur Verfügung. Es ging immer um ihn. Ich wusste, dass ich mich nie auf ihn verlassen konnte, war aber dafür dankbar, dass er mich "liebte". Nun sehe ich, dass es sich dabei um alles andere als die Liebe handelte. Es war eine kranke Symbiose zur Befriedigung seiner Bedürfnisse. Er ließ sich von mir sein Auto waschen, seinen Rücken kraulen, seine Füße massieren, sogar nahm er das gute Stück von meinem Essen, wenn er es haben wollte. Er schlief nackt bei mir. Schon beim Schreiben dieser Zeilen wird es mir schlecht. Er versprach mir häufig, mir Sachen, die ich mir wünschte, zu kaufen, falls ich sein Auto wusch oder seine Befehle ausführte. Sobald ich die Aufgaben erledigte, sagte er, dass ich doch die Arbeit ihm zur Liebe ausführen sollte und keine Erwartungen hegen sollte. Er sprach dabei von wahrer Liebe.
Dann kam der große Bruch, sobald ich pubertierte überhäufte er mich mit Feindseligkeiten, Beschimpfungen, Sarkasmen und Unterstellungen. Er warf mir vor verführerisch, bestialisch und gefährlich zu sein, dass ich immer versuchen würde, Männer zu verführen und ihnen das Leben schwer machen. Er machte sich des Öfteren über meinen Körper lustig und beschrieb ihn eindringlich. Irgendwann fing ich an, aus lauter Angst gebückt zu gehen, um Männer nicht zu reizen. Ich fing an, meinen bösen
, schmutzigen und verführerischen Körper zu hassen. Ich traute mich nicht, Männer anzuschauen. Erst jetzt mit 39 fang ich an, meinen Körper zu mögen und traue mich - ich übe es zumindest - Männer anzuschauen.
Am meisten schmerzt mich die Wahrheit, gänzlich allein und ohne Liebe gewesen zu sein und dass mein Vater mein Feind und nicht mein Freund war.

M.M.

MD: Es muss also etwas vor 1,5 Monaten geschehen sein, weswegen Sie plötzlich so klare Erinnerungen über die Beziehung zu Ihrem Vater haben. Über Ihre gewalttätige, feindselige und gefühlskalte Mutter können Sie sich offenbar mühelos erinnern. Das liegt daran, dass Sie die Wahrnehmung bezüglich Ihrer Mutter interpretationsfrei hinnehmen können. Sie müssen sich bei ihr nicht vormachen, sie hätte zu Ihrem Besten gehandelt. Sie haben von Anfang an Bescheid gewusst, wie gewalttätig, feindselig und gefühlskalt sie zu Ihnen ist. Doch auch Sie wünschten sich begreiflicherweise liebende Eltern. Wenn es Ihre Mutter schon nicht ist, dann müsste es doch Ihr Vater sein. Aber Ihrem Vater ging es nur um die perfekte Illusion des liebenden Vaters. In Wirklichkeit beutete er Sie nur aus. Er tat es solange, wie es eben ging. Aber vor 1,5 Monaten war Schluss damit. Es wäre sehr aufschlussreich, wenn Sie für das, was vor 1,5 Monaten passierte, Worte finden würden, damit jeder nachvollziehen kann, wie eine solche Veränderung zum Guten geschehen kann.

 

12.8.2014

Vergleichsmöglichkeit?

Wahrscheinlich ist es die Erfahrung mit meinem neuen Freund. Er zeigt mir, dass ich liebenswürdig bin. Vielleicht zeigt er mir eine Welt, in der meine Gefühle Platz haben. Ich weiß nun, woran ich bin. Plötzlich kann ich das wirkliche Gesicht meines Vaters erkennen.

M.M.