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Unter diesem Menüpunkt beschreibe ich anhand von verschiedenen Beispielen, welche Folgen die verheerenden Kindheitserfahrungen des Einzelnen für die gesamte Gesellschaft haben. In meinen ersten Beiträgen räume ich den beiden Amokläufen von Emsdetten und Winnenden eine besondere Stellung ein, um die Wurzeln der menschlichen Destruktivität auf verständliche Weise erklären zu können. Vor allem geht es mir darum aufzuzeigen, weshalb zerstörerische Gewalt von Generation zu Generation weitergetragen wird. Wie bereits in der Einleitung dieser Webseite gesagt, handelt es sich immer um dasselbe Problem:

 

Für alle Eltern dieser Welt müsste das Natürlichste ihrer Existenz sein, mit ihren Gefühlen auf die Botschaften ihrer Kinder zu lauschen und darauf lebensbejahend zu reagieren. Leider sind die wenigsten Eltern dazu imstande, da sie ihre authentischen Gefühle aufgrund der eigenen grausamen Lebensgeschichte verloren haben. Eigentlich haben sie sie gar nicht verloren, sondern sie halten sie, ohne es zu merken, hinter einer meterdicken Tresorwand versteckt. Ab und zu brechen sie aus und vermischen sich mit aktuellen Gefühlen. Deshalb kann uns ein vermeintlich nichtiger Anlass besonders wütend machen, sobald unser abgespaltenes Gefühl aus der Kindheit, als wir zu Recht sehr wütend auf unsere Eltern wegen deren lebensbedrohlichen Übergriffe waren, durch eine Person im Hier und Jetzt angemahnt und reaktiviert wird. Wir können in dieser Situation nicht differenzieren, wem wirklich unsere heftigen Gefühle der Wut gelten. Wir können unsere Gefühle nicht bewusst der Person zuordnen, die diese ursprünglich verursacht hat. Sie sind von unserem aktuellen Leben abgespalten. Daher kommt es zur Vermischung von aktuellen und alten Gefühlen. Und wenn wir auch noch davon überzeugt sind, dass wir die Misshandlungen unserer Eltern als gut gemeinte Erziehungsmaßnahmen verdient hätten, weil wir als Kinder angeblich so böse waren, dann steht die Welt tatsächlich kopf. Wir können uns dann nicht mehr auf unsere ursprünglich authentischen Gefühle verlassen, weil sie nach und nach durch die falschen elterlichen Botschaften pervertiert wurden. 

 

Genau das sind die Gründe, warum Eltern fähig sind, ihr Kind zu misshandeln, obwohl sie meinen, es zu lieben. In diesen Momenten können sie nicht unterscheiden, wer in ihnen das Gefühl der maßlosen Wut, das sich inzwischen in zerstörerischen Aktionen gegen das eigene Kind ausdrückt, bei ihnen verursacht hat. Sie glauben noch heute fest daran, dass sie die gewalttätigen Erziehungspraktiken ihrer Eltern verdient hätten. Daher fühlen sie nicht, was es ihnen einst als Kind ausgemacht hatte, ausgerechnet von ihren geliebten Eltern misshandelt worden zu sein. Sie wurden von ihren bösen Eltern böse gemacht und das ausgerechnet zu jener Zeit, die die schönste des Lebens hätte sein sollen. Jetzt, wo sie selbst Eltern sind, wird das eigene Kind, das ihnen völlig wehrlos ausgeliefert ist, zur Zielscheibe ihres abgespaltenen Hasses. Gewalt und Vernachlässigung verwechseln sie deshalb mit Liebe und Fürsorge.

 

Sobald wir zu einer bewussten Reflexion imstande sind und sehen können, wie unsere Eltern uns das Böse eingeimpft haben, können unsere ursprünglich authentischen Gefühle wieder voll aufleben und uns die Wertungen vermitteln, was uns gut oder schlecht tut. Dann fühlen wir, dass Gewalt und Verwahrlosung uns Menschen nicht gut tun. Den Eltern würde es bewusst, welch unvorstellbares Leid sie ihrem Kind antun, wenn sie es mit ihren zerstörerischen Übersprungshandlungen drangsalieren. Sie würden dann nicht mehr behaupten, dass Klapse und andere Formen der Gewaltausübung ein adäquates Erziehungsmittel seien.

 

Im Umkehrschluss bedeutet das für jemanden, der als Kind wirklich von seinen Eltern geliebt wurde, dass er diese Art der Reflexion gar nicht braucht, weil sein Leben genauso ist, wie es von Natur aus sein soll. In diesem Fall muss er seine Gefühle nicht hinterfragen, da diese sich immer frei ausdrücken können, solange er lebt. Doch dieser Jemand stellt die absolute Ausnahme in unserer Gesellschaft dar.

 

Diejenigen dagegen, die durch ihre Eltern nachhaltig geschädigt wurden, müssen die Arbeit der Selbstreflexion auf sich nehmen, um den Teufelskreis der Gewalt zu stoppen. Und das betrifft fast alle Menschen.