Über katholische Krankenhäuser, wo vergewaltigte Frauen abgewiesen werden

Was Frauen angeht, die vergewaltigt und daraufhin ungewollt schwanger werden, hat die katholische Kirche wieder einmal ihre wahre, hässliche Fratze gezeigt. Gleich in zwei katholischen Krankenhäusern wurde eine vergewaltigte Frau unmissverständlich abgewiesen. Ihr wurden eine körperliche Untersuchung, eine Spurensicherung sowie die „Pille danach“ verwehrt.

 

Nach diesem skandalösen Ereignis kommen in den Medien völlig absurde Diskussionen auf, in denen ganz andere Themen plötzlich die Hauptrolle spielen, nämlich die „Pille danach“, die Lehre der katholischen Kirche vom Leben, das christliche Gedankengut. Das Schicksal der vergewaltigten Frau, die in ihrer verzweifelten Notlage allein ihrem Schicksal ausgesetzt war, bleibt dabei völlig auf der Strecke. Nächstenliebe und Barmherzigkeit haben auf einmal unter katholischen, frommen Männern keine Bedeutug mehr. Wie kann das sein, wenn doch Nächstenliebe und Barmherzigkeit zu den Kardinaltugenden ihres Glaubens gehören? Diese Männer diskutieren mit aller Ausführlichkeit darüber, dass der Schutz des ungeborenen Lebens absoluten Vorrang habe, dass eine Frau nicht darüber bestimmen dürfe, ob sie die Schwangerschaft aus einer Vergewaltigung abbreche. Der Moderator der betreffenden Talkshow eines öffentlich-rechtlichen Senders, der mehr die Ausstrahlung eines braven Bankangestellten als die eines nach Aufklärung dürstenden Menschen hat, lässt sich ernsthaft auf diese unsägliche Diskussion ein. Kurzsichtig argumentiert er, die „Pille danach“, die eine Befruchtung verhindere, gebe es noch gar nicht in Deutschland. Er erkennt gar nicht die unangebrachte Reduzierung des Themas auf die „Pille danach“. Denn in den beiden Krankenhäusern wurden der vergewaltigten Frau vor allem eine körperliche Untersuchung und eine Spurensicherung verwehrt. Das wirkliche Hauptthema, wie sich eine vergewaltigte Frau in ihrer ausweglosen Notlage fühlen muss, geht wie selbstverständlich in dieser unsäglichen Diskussion unter. Der Moderator merkt noch nicht einmal, als ihm der Befürworter der Lehre der katholischen Kirche die rhetorische Frage stellt, ob er sich immer so vorbildhaft nach dem Gesetz verhalte, wie dieser den Ablauf einer Vergewaltigung absichtlich unausgesprochen lässt. Wir alle wissen, dass es bei einer Vergewaltigung regelmäßig keine Zeugen gibt, die sich wegen unterlassener Hilfeleistung schuldig machen könnten. Auf die anschließende Forderung, es müsse schnellstens von der Wissenschaft eine Pille erfunden werden, die ausschließlich die Befruchtung verhindere, weiß er gar nichts mehr zu sagen. Was würde eigentlich mit Frauen geschehen, die vom Vergewaltiger gefangen gehalten und währenddessen schwanger werden? Eine solch naheliegende Frage stellen sich weder der brave Moderator noch der selbstgefällige Befürworter der Lehre der katholischen Lehre.  

  

Wie fehlgeleitet die deutschen Medien in ihrer Wahrnehmung und Berichterstattung sind, beweisen sie mit der Meldung, die deutschen Bischöfe würden die „Pille danach“ endlich befürworten. Der Spiegel, die Bild, die Tagesschau, die Zeit usw. berichten darüber mit vollem Enthusiasmus und merken nicht, wie sie von den Bischöfen aufs Glatteis geführt werden. Denn die Befürwortung der „Pille danach“ durch die Bischöfe ist nichts anderes als pure Heuchelei, da es eine die Befruchtung verhindernde „Pille danach“ logischerweise gar nicht geben kann. Und falls es sie doch gäbe, würde sie nicht für Frauen geeignet sein, die, wie bereits oben erwähnt, sich in Gefangenschaft befinden und bereits schwanger sind, sobald sie wieder in Freiheit kommen. Gar nicht zu reden von Frauen, die aus anderen Gründen eine medizinische Versorgung verspätet aufsuchen. Warum erwartet man von Frauen allen Ernstes, sofort nach einer Vergewaltigung absolut vernunftgesteuert zu handeln?

      

Warum herrscht unter den erwähnten Männern diese augenfällige Gefühlsarmut gegenüber einer vergewaltigten Frau? Was veranlasst einen gläubigen Katholiken dazu, von einer Frau zu verlangen, breitwillig eine Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung zu dulden? Keiner dieser Männer ist dazu fähig, eindeutig Partei für die vergewaltigte Frau zu ergreifen. Über die biologisch bedingten Folgen, die zwangsläufig bei Frauen eintreten, können sie mühelos diskutieren. Doch sie haben die größte Mühe damit, sich in die Lage einer vergewaltigten Frau einzufühlen und zu verstehen, was für diese nach einer solchen im höchsten Maße integritätsverletzenden Gewalttat das Wichtigste ist.

      

Im Hier und Jetzt nimmt die vergewaltigte Frau die Rolle des hilflosen, abhängigen Kindes ein, das nur selten auf die Barmherzigkeit seiner Eltern bauen kann. Sie ist die Schwache, auf deren Kosten man jetzt als erwachsener Mann den Hunger nach Respekt und Anerkennung stillen kann. Diese Männer erlernten in der frühen Kindheit von ihren Eltern das unumstößliche Gesetz, dass nur der Starke seine Interessen durchsetzen kann. Zudem erinnert sie offenbar die Schwangerschaft und das ungeborene Leben unbewusst an die eigenen lieblosen Mütter. Die vergewaltigte Frau muss stellvertretend den abgespaltenen Hass, den diese Männer gegenüber ihre lieblosen Mütter hegen, auf sich nehmen. Sofern die Verantwortlichen eines Krankenhauses auch von denselben unbewussten Impulsen getrieben sind, kann es geschehen, dass eine vergewaltigte Frau in gleich zwei katholischen Krankenhäusern nacheinander abgewiesen wird.

      

Daneben spielt ebenso die Verteufelung der Sexualität eine bedeutende Rolle. Unter Sexualität verstehe ich die intensive, zugeneigte Beziehung zwischen Mann und Frau und deren enorme Lust, sich körperlich ganz nahe zu sein. Beide können sich gezielt dazu entscheiden, ein Kind zu zeugen. Die Entscheidung, ein Kind zu zeugen, stellt verständlicherweise regelmäßig die Ausnahme dar, weil Sexualität uns Menschen den größten Spaß bereitet. Die katholische Kirche verneint aber die lustvolle körperliche Nähe zwischen Mann und Frau, die keine Fortpflanzung bezweckt. Deswegen preist sie die sexuelle Entsagung als den Pfad der Tugend. Ein Leben dessen Sinn aus Spaß, Freude und Lust besteht, verteufelt sie dagegen vehement. Die Verpflichtung zum Zölibat ist von daher nur die logische Folge. Menschen, die sich als Kind bedingungslos ihren allmächtigen Eltern unterordnen mussten, verspüren später als Erwachsene den unwiderstehlichen Drang, sich zumindest einer Autoritätsperson unterordnen zu müssen. Die höchste Autoritätsperson stellt diesbezüglich Gott dar. Sie übertragen die einst als kleines, abhängiges Kind erfahrenen scheußlichen Eigenschaften ihrer allmächtigen Eltern, die angeblich nur zu ihrem Besten handelten, auf ein außenstehendes Wesen, das genauso allmächtig erscheint. Nichtsdestotrotz liebten sie ihre Eltern über alles. So kommt es dazu, dass Erwachsene ein allmächtiges Wesen (Gott) „lieben“ können.

      

Die in diesem Artikel erwähnten Männer nehmen durchweg hohe soziale Ränge ein und üben demzufolge große Wirkung auf die Allgemeinheit aus. Aber welche Lehre muss die Allgemeinheit aus der Gefühlsarmut solcher Männer gegenüber einer vergewaltigten Frau ziehen?

 

© Michael Dressel 2/2013

          

Leserbrief an die Redaktion Monitor;

Sendung vom 24.1.2013

 

lieber herr restle,

zu anfang möchte ich ihnen meine überraschung bekunden, dass die ard ausgerechnet sie als moderator für monitor besetzt hat. ich war jedenfalls darüber sehr positiv überrascht. denn ich habe sie immer gern gesehen, weil sie anders sind. sie haben einen sehr freundlichen gesichtsausdruck und einen klaren, offenen blick. wenn sie sprechen, haben sie nicht die starre maske auf, wo man kaum ihren inneren zustand zu erkennen vermag. doch in den letzten sendungen, die sie moderierten, gewann ich einen sehr ambilvalenten eindruck von ihnen. sie sind offenbar stark bemüht, nichts falsch zu machen. doch was ist falsch? wer gibt ihnen vor, was falsch sein könnte? kann es überhaupt falsch sein, wenn sie rein menschlich argumentieren? oder müssen sie unparteiisch abwägen, wie die jeweiligen kontrastierenden parteien dieselbe angelegenheit betrachten? müssen sie wirklich unparteiisch und mit einer professionellen distanz menschliche schicksale betrachten? das wäre vergleichbar mit jemandem, der im frontalen bereich des gehirns geschädigt ist. denn dieser kann zwar rational sämtliche fakten abarbeiten, aber er kommt niemals zu einem resultat, was gut oder schlecht für uns menschen ist. ihre sendung will doch missstände aufdecken. also müssten sie eine klare position beziehen, um überhaupt einen missstand und dessen ursachen  ausmachen zu können. und genau hier liegt das problem von fast allen medien. diese haben keine probleme damit, missstände bloß zu beschreiben. aber wenn es um die ursachen geht, dann vernebelt sich plötzlich die wahrnehmungsfähigkeit, die bei der bloßen beschreibung noch so gut funktionierte.

 

mich wunderte es, dass sie sich offenbar nicht an ihren eigenen kurz zuvor gesendeten bericht erinnerten, als sie mit einem einfühlungslosen zuhörer sprachen. dieser meinte allen ernstes, die vergewaltigte frau könne sich ein anderes krankenhaus suchen als ausgerechnet ein katholisches. sie wisse doch, auf was sie sich da einließe. sie müssen sich diese meinung des zuschauers einmal ganz genau verdeutlichen: das sagt jemand über eine frau, die gerade vergewaltigt wurde. deutlicher kann man den eigenen gefühlstod nicht demonstrieren. sie berichteten doch kurz zuvor, dass krankenhäuser in ländlichen gegenden oder im großraum köln zumeist katholisch seien und es deswegen für das vergewaltigungsopfer gar keine wahl gebe. und wie kann eine frau sofort nach einer vergewatigung eine vernunftgesteuerte wahl darüber treffen, welches krankenhaus für sie das beste ist. das könnte ja noch nicht einmal ein x-beliebiger mensch, der nicht gerade vergewaltigt worden ist, denn er kennt die in betracht kommenden krankenhäuser gar nicht. wie kann er dann wissen, welches für ihn das beste ist?

 

zudem wunderte es mich sehr, dass sie die staatliche finanzierung der krankenhäuser als argument dafür angaben, um eine ordentliche medizinische versorgung einzufordern. ihr argument war diesbezüglich rein rational. ein mitfühlender mensch hätte ganz anders argumentiert: wie kann es sein, dass ein verein, der angeblich für mitmenschlichkeit steht, aus ideologischen gründen daniederliegenden Menschen nicht hilft? bei opfern geht es immer darum, mitfühlend auf ihrer seite zu stehen und ihnen zu helfen!

 

sodann sagte ein anderer zuhörer, eine nicht durchgeführte beweissicherung habe nichts mit unterlassener hilfeleistung zu tun! stimmt das wirklich? um den täter nach einem solchen gewaltverbrechen dingfest machen zu können, muss zwingend zeitnah eine beweissicherung stattfinden, bevor die beweiserheblichen spuren für immer verschwinden. insofern zählt die beweissicherung natürlich auch zur hilfeleistung. über das leben nach einer vergewaltigung macht sich dieser zuschauer offenbar keine gedanken. er sieht nur isoliert die medizinische notversorgung unmittelbar nach der gewalttat. meinen sie auch, die hilfeleistung wäre mit der medizinischen notversorgung beendet? auffallend war auch hier, wie dieser zuschauer gegenüber einem gewaltopfer seine empathielosigkeit vor aller öffentlichkeit zur schau stellt! es geht immer um eine menschliche wertung, weil wir eben menschen sind. und die geht nur mit lebendigen gefühlen und emotionen.

 

ich habe sie genau beobachtet, wie sie sich bemühten die „richtigen“ worte zu finden. in ihrem kopf ging vermutlich vor, was sage ich jetzt, um nicht einerseits der katholischen kirche auf die füße zu treten und andererseits nicht gleichzeitig die vergewaltigte frau völlig aus dem Blick zu verlieren. und was könnte wohl mein sender über mich denken, wenn ich rein menschlich und mitfühlend argumentieren würde?

 

wenn ich sie mir aber jetzt genau ansehe, dann sehe ich wieder das freundliche gesicht mit dem offenen blick. darum möchte ich sie darin bestärken, das richtige zu tun. das richtige geben ihnen ihre aktuellen gefühle und emotionen vor.

 

lesen sie auf meiner homepage, welche erfahrungen ich mit herrn pleitgen machte:

http://michael-dressel.jimdo.com/beitr%C3%A4ge-briefe/briefe/michael-dressel-brief-an-den-wdr-intendanten-fritz-pleitgen-7-1-2007/

herzlichen gruß

 

michael dressel