Therapeutenliste

Leider kenne ich keine Therapeuten, die ich Ihnen empfehlen könnte. Das heißt aber nicht, dass es keine empfehlenswerten gibt. Nur dass sie mir nicht bekannt sind.
Wenn ich im Internet nach ihnen suche, finde ich eine Menge esoterischer, sektiererischer, religiöser Angebote, Werbung aller Art, Schwarze Pädagogik, traditionelle Fallen, aber nirgends die Anerkennung der essentiellen Bedeutung der Kindheit im Leben des Erwachsenen und der verheerenden Auswirkungen des Schlagens kleiner Kinder. Wenn Sie einen kompetenten Therapeuten suchen, müssten Sie sich in den ersten Gesprächen vergewissern, ob er die folgenden Voraussetzungen mitbringt:
1 - Die Bereitschaft, Ihre Fragen über seine (ihre) Sicht auf seine (ihre) Kindheit und Ausbildung im Erstinterview zu beantworten.
2 - Die Freiheit, sich über die Grausamkeiten Ihrer Eltern zu empören und NICHT neutral zu bleiben, wenn Sie Ihre Geschichte erzählen.
3 - Die Fähigkeit, Ihnen empathisch beizustehen, wenn Sie endlich Ihren Zorn erleben und ausdrücken können, den Sie Jahrzehnte lang aus Angst vor der Strafe zurückgehalten haben.
4 - Die Weisheit, Ihnen nicht Vergessen, Vergebung, Meditation, positives Denken und buddhistische "Weisheit", die echte, lebenswichtige " Emotionen als "negative" bekämft, zu empfehlen und auf diese Weise Ihre Schuldgefühle noch zu steigern.
5 - Die Redlichkeit, Ihnen nicht leere Worte wie „Spiritualität“ und andere anzubieten, wenn Ihre Geschichte zu große Ängste beim Zuhörer hervorrufen sollte.
6 - Das Wissen, dass sich der leidende Erwachsene von dem in seinem Körper gespeicherten Zorn als Reaktion auf die in der Kindheit erfahrenen Misshandlungen befreien muss, indem er diesen Zorn bewusst erlebt, ausdrückt und seine Berechtigung versteht.
Da ich keine Therapeutenliste anzubieten habe, aber ständig danach gefragt werde, habe ich eine FAQ Liste publiziert, die leicht auf der Seite „Artikel“ zu finden ist. Sollte es ein Therapeut schon im Erstgespräch ablehnen, Ihre Fragen zu beantworten, können Sie sicher sein, dass Sie sich viel Geld, Zeit und unnötige Hoffnungen ersparen, wenn Sie kein zweites Gespräch mit ihm oder ihr vereinbaren. Sollten Sie angst haben, Ihre Fragen zu stellen, wäre Ihre Angst zwar durchaus als Furcht vor Ihren Eltern verständlich, weil der Therapeut eine Autoritätsfigur darstellen mag. Doch Ihre Fragen sind trotzdem sehr wichtig, und es lohnt sich, sie zu stellen, um nicht eine Verwirrung zu riskieren, die jahrelang andauern kann und nichts Gutes bringen wird. Wenn Sie das Stellen der Fragen auf sich nehmen, können Sie nur gewinnen.
Es mag Ihnen auch helfen, im Eingang zu dieser Webseite, über meine Ablehnung der Psychoanalyse zu lesen, die meines Erachtens den Zugang zur REALITÄT unserer Kindheit VERBAUT.

 

© Alice Miller


FAQ: Wie findet man einen guten Therapeuten?

Ich weiß, wie schwierig es ist, den richtigen Therapeuten zu finden, aber ich glaube doch, dass es möglich ist, wenn Sie wissen, was Sie brauchen. Also versuche ich, hier einige Fragen zu beantworten, die Sie vielleicht ermutigen, die Einstellung der jeweiligen Kandidatin zu prüfen. Bitte betrachten Sie diesen Text als einen Entwurf, und zögern Sie nicht, Kommentare und Zusätze anzufügen. (Ich spreche vom Therapeuten in der weiblichen Form, aber natürlich sind beide Geschlechter hier gemeint.)

  1. Was brauche ich, um meine Notlage zu überwinden?

    Sie brauchen eine einfühlsame, aufrichtige Person, die ihnen hilft, das Wissen Ihres Körpers ernst zu nehmen. Eine Person, die dasselbe bereits für sich selbst erfolgreich getan hat, weil sie die Chance hatte, die Art von Hilfe zu finden, nach der Sie suchen.

  2. Wie kann ich herausfinden, ob die Therapeutin so eine Person ist?

    Indem Sie ihr viele Fragen stellen.

  3. Diese Vorstellung macht mir Angst. Warum traue ich mich nicht, Fragen zu stellen?

    Als Kind wurden Sie wahrscheinlich dafür bestraft, Fragen gestellt zu haben, weil diese Fragen die Machtposition Ihrer Eltern bedrohten. Ihre Fragen wurden vielleicht oft ignoriert, oder man hat Ihnen anstelle von ehrlichen Antworten Lügen erzählt. Das war sehr schmerzhaft. Jetzt fürchten Sie, dass das wieder passieren könnte. Es KANN passieren, dass Sie nicht verstanden werden, oder dass Ihre Fragen Ängste und Abwehr bei der Therapeutin auslösen, aber Sie sind nicht mehr das hilflose Kind ohne andere Möglichkeiten. Sie können gehen und eine andere Therapeutin suchen. Sie können, z.B. mit Hilfe dieses Forums, Lügen, verwirrende Belehrungen und Abwehr erkennen. Sie müssen ernst nehmen, was Sie hören, Ihr mögliches Unbehagen nicht leugnen, und nicht hoffen, Sie könnten später fähig sein, die Therapeutin (die Eltern) zu verändern. Das werden Sie nicht können. Sie wird selbst eine Therapie brauchen, und das sollte nicht Ihr Job sein, denn SIE zahlen ihr Honorar.

  4. Ich fühle mich schuldig wegen meinem Misstrauen. Wenn ich nicht vertrauen kann, werde ich niemals finden, was gut für mich ist.

    Ihr Misstrauen hat eine Geschichte, und Ihr Bedürfnis nach BESONDEREM Verständnis auch. Ihre Eltern und Erzieher haben Ihr Vertrauen missbraucht. Das Kind hat das deutlich gespürt, weil sein Körper die Wahrheit kannte. Es konnte kein Vertrauen entwickeln. Nehmen Sie jetzt die Signale Ihres Körpers ernst, er ist das verstummte Kind, das zu sprechen beginnt und das Ihre Zuwendung braucht. Wenn Sie sich mit einer Person nicht wohl fühlen, nehmen Sie Ihre Gefühle ernst, schieben Sie sie nicht weg, versuchen Sie, herauszufinden, was Sie stört. Wenn Sie sich wirklich tief von jemandem verstanden fühlen, wird Ihr Körper Ihnen das sofort und sehr klar signalisieren, indem er sich ohne besondere Übungen entspannen wird. Vielleicht ermutigt Sie die Therapeutin sogar, Fragen zu stellen. Das wäre ein gutes Zeichen, aber achten Sie trotzdem auf ihre Antworten.

  5. Was riskiere ich, wenn ich von Anfang an Fragen stelle?

    Nichts. Sie können nur gewinnen. Wenn die Antwort der Therapeutin feindselig oder sehr unvollständig oder abwehrend ist, können Sie viel Geld und Zeit sparen, indem Sie gehen. Andererseits, wenn die Antwort, die Sie bekommen, befriedigend ist, werden Sie sich ermutigt fühlen, weitere Fragen zu stellen. Und das sollten Sie tun. Sie können sich die Fragen, die Ihnen wichtig sind, auch aufschreiben und zu dem Gespräch mitnehmen.

  6. Was darf ich fragen?

    Was immer Sie wissen möchten. Vor allem aber: vergessen Sie nicht, die Therapeutin nach ihrer Kindheit und ihren Erfahrungen während ihrer Ausbildung zu fragen. Was denkt sie über ihre Ausbildung und ihre Lehrer, was hat ihr geholfen, was nicht? Verfügt sie über die Freiheit, zu sehen, was falsch war, oder schützt sie die Leute, die ihr geschadet haben? Spielt sie den Schaden herunter oder behauptet gar, nie geschädigt worden zu sein? Wurde sie als Kind geschlagen oder anders gedemütigt? Wie schätzt sie diese Erfahrung ein? Ist sie sich der Konsequenzen dieser Erfahrung für ihr späteres Leben wirklich bewusst, oder leugnet sie ihre Wichtigkeit? Vermeidet sie, mit ihrem eigenen Schmerz konfrontiert zu werden? Sieht sie die große Bedeutung der Kindheit oder leugnet sie sie und lebt im Grunde immer noch in der Kindheit? Wenn das der Fall ist, wird sie versuchen, Sie zum Schweigen zu bringen oder abzulenken, nicht immer leicht für Sie zu bemerken, weil Sie sich von ihr abhängig fühlen, begreiflicherweise.

  7. Ist es ein gutes Zeichen, wenn sie mir sagt, dass sie Alice Millers Drama des begabten Kindes gelesen hat?

    Das sagt gar nichts aus. Fragen Sie, was sie über Am Anfang war Erziehung und die anderen Bücher EMPFUNDEN hat, und auch, was sie daran kritisiert. Was hat ihr persönlich geholfen, was nicht? Eine gute Therapeutin muss Ihnen helfen, IHRE EIGENEN Bedürfnisse zu erkennen und zu befriedigen, die so lange Zeit vernachlässigt wurden, Ihr Bedürfnis, sich frei zu äußern, zu verstehen und verstanden zu werden, respektiert und ernst genommen zu werden, sowie offen mit anderen kommunizieren zu können. Wenn Sie damit anfangen und das Kind beschützen, werden die Wut und der Hass langsam schwinden, irgendwann wahrscheinlich sogar ganz aufhören, sie zu quälen. Wut und Hass sind Alarmsignale für Ihre Wiederholung der elterlichen Vernachlässigung und Geringschätzung sich selbst gegenüber. Sobald Sie beginnen, mit Hilfe der Therapeutin, ihre wirklichen Bedürfnisse anzuerkennen und ihnen zu folgen, brauchen Sie nicht mehr ihre Eltern dafür, und Ihre Wut kann verschwinden - unter Umständen bis etwas Neues die Vergangenheit im Körper aufrührt. Aber diese Perioden werden immer kürzer, sobald dem Körper erlaubt wurde, sein eigenes Regulationssystem zu benutzen. Wir müssen nicht unser Leben lang in die Gefühle des hilflosen Kindes "einsteigen", wie es manche Primärtherapeuten meinen und empfehlen, wenn wir unsere tiefsten Bedürfnisse erkennen und sie uns erfüllen können. Dafür brauchen wir zuerst die richtige Unterstützung.

  8. Bin ich nicht aufdringlich, wenn ich so viele Fragen stelle?

    Überhaupt nicht. Sie haben das Recht, sich ausreichend zu informieren, und die Therapeutin muss den Mut, das Bewusstsein und die Aufrichtigkeit haben, Ihnen angemessen zu antworten. Anderenfalls ist sie nicht die Richtige für Sie.

  9. Suche ich damit nicht ein Ideal, das nicht existiert?

    Das glaube ich nicht. Im Forum ourchildhood.de sehen Sie, dass Aufrichtigkeit, Aufmerksamkeit, Mitgefühl, Mut und Offenheit EXISTIEREN. Warum sollten Sie diese Eigenschaften nicht von Ihrem Therapeuten erwarten können?

Ich danke Michael Wäser ganz herzlich für die Redaktion und schnelle Übersetzung dieses Textes, dem ich noch etwas zufügte, das im Englischen fehlt. Es ist mir klar, dass Sie vielleicht nicht all diese Ratschläge befolgen können, wenn Sie in Not sind, aber ich hoffe, dass sie Ihnen doch eine "Rückenstärke" geben können, vor allem wenn sich Ihnen die Therapeuten als die großen Entdecker anbieten und sauer, gekränkt oder gar aggressiv reagieren, sobald man sie in Frage stellt. Wenn Sie auf diese Weise auch in der Kindheit behandelt wurden, kann es sein, dass Sie sich schnell vom Mut verlassen fühlen und Sie sich einschüchtern lassen. Wenn Sie das spüren, verlangen Sie ein weiteres Abklärungsgespräch. Viel Erfolg!

 

© Alice Miller, 2010